von Prof. Dr. Lothar Spree, Filmemacher und Medienwissenschaftler an der Tongji-Universität
Es muss eines von diesen unvergesslichen Erlebnissen gewesen sein, die sich gleichzeitig durch große Ernsthaftigkeit und viel Spaß auszeichnen. Die 130 Teilnehmer hatten eine wichtige, lebensentscheidende Aufgabe, die sie mit Gewissenhaftigkeit, aber auch Humor, viel Gaudi und großem Fleiß bewältigten. Und das Ergebnis war ein wundervoller Abend, an dem ein Reigen bezaubernder Filme von einem begeisterten Publikum gefeiert wurde.
Es ging um eine Initiative, die den Ernst des Lebens mit dem Spaß der Kreativität verbinden sollte. Die Idee stammte von drei Damen, die die Deutsch-Chinesischen Ausbildungsinstitutionen an der Tongji-Universität und an der University of Shanghai for Science and Technology repräsentieren: Sabine Porsche, Projektleiterin am Deutschkolleg, Sabine Ihrig vom CDHK und Anna Choi vom Shanghai-Hamburg College – und da sie ihre Schützlinge früher oder später auf Jobsuche schicken müssen, hatten sie folgende Idee: -
Die Studenten müssen sich für ihre Vorstellungsgespräche bei den Firmen sorgfältig vorbereiten. Um die Firmen und deren Bedürfnisse so gut wie möglich kennen zu lernen, ist nichts hilfreicher, als sich einmal in die Rolle eines Filmemachers zu versetzen, der einen Werbespot für diese Firmen drehen soll. Dazu sind notwendig: eine sorgfältige, zielgerichtete Recherche, umfassende aber übersichtliche Informationen, eine fantasievolle, attraktive Mediengestaltung und intelligentes, unterhaltsames und – wenn möglich – witziges Entertainment.
Es war eine erfreuliche Überraschung zu sehen, wie sehr das den verschiedenen Gruppen gelungen ist. Insgesamt 24 Gruppen vom CDHK und vom Shanghai-Hamburg College beteiligten sich an dem Wettbewerb. Die Regeln sahen vor: - nicht länger als 3 Minuten, jedes Gruppenmitglied muss im Film sprechen (Deutsch natürlich!), und von den Firmen vorgefertigten Bildmaterialien dürfen nicht verwendet werden.
Für mich als “alter” Filmemacher und Medienspezialist war es eine besonders herausfordernde Aufgabe, in der Jury für die Preisentscheidung mitzumachen. Zwar gibt es die allgemein gültige Bemerkung von Orson Wells, “Jedermann kann Filme machen – und sein behinderter Schwager auch” – aber im Ernst: – es ist jedesmal eine Herausforderung, wenn Ingenieurs-, BWL- oder Sprachstudenten zu Filmemachern werden – und zwar nicht, weil sie vielleicht unbotmäßig die Grenzen der professionellen Eitelkeit überschreiten, sondern weil dies in der Regel immer erstaunlich frische und kreative Ideen ergibt, die den professionellen Filmemacher jedesmal zutiefst beeindrucken und mit Bewunderung – und, ach ja, etwas Selbstzweifel - zurücklassen. So auch hier – es sprühte von originellen Ideen und überraschenden Einfällen, und wäre die nötige Technik (und “Knete”) für eine professionelle Ausführung da gewesen, so wären alle Filme reif für die Cannes-Rolle (die im Cannes International Advertising Festival ausgezeichneten Werbe-Spots) gewesen. – Den Oscar der Academy in Hollywood zu verleihen, so unter “peers” und Gleichgesinnten, ist ein Leichtes verglichen mit der Verleihung dieser Preise an eine Gruppe talentierter “Unprofessioneller”, die verhältnismäßig weitaus Überragenderes leisteten - wie in diesem Fall.
Am Ende der Vorauswahl kamen sechs Filme zur Aufführung, eingeführt und vorgestellt von dem herb-süßen Conférencier-Paar Franziska ZHANG und ZHANG Jing, das es weder an Sarkasmen noch an Liebenswürdigkeiten fehlen ließ. Die Filme, selbstbewusst wie sie all waren, hantierten gekonnt (oder instinktiv?) mit Zitaten aus der großen Filmgeschichte. Medienreflektives Augenzwinkern zeugte von tiefem Verständnis des Mediums, einfallsreiche Effekte und Tricks ließen eine raffinierte Ironie erkennen, souveräne “ankermen” referierten jovial in die Kamera wie alte Profis – lauter professionelle Gesten. Gleich der erste Spot – für DHL – zeigte eine ungeschnittene Einstellung, in der alles durch On-Kommentare und in der Kulisse eingebaute Modelle vorgeführt wurde - gekonnt (fast) wie in “Russian Ark” von Alexander Sokurov. – Die metaphorisch inszenierten Lebensschicksale von vier jungen Männern, die schließlich bei Kostal endeten (“Kostal, ich komme!”), erinnerte an Stanley Kubrick’s “Full Metal Jacket “- oder doch eher an “Forest Gump”? Eine vollständig handgemachte – und auch mundgeblasene – Trickversion für Evonik – (alles wurde, mit viel Witz, im Bild auf einem Stück Papier kreiert, präsentiert – und wieder weggewischt) - umarmte die gesamte Geschichte des Tschechisch-Slovakischen Animatisonfilm der 60/70er Jahre. – Und, um noch ein Beispiel stellvertretend zu nennen, im Werbespot für METRO verkörperten die Macher zugleich – mit hohem darstellerischem Niveau – die Leistungsträger der Firma. Und das alles in weniger als drei (!) Minuten!
Eine Vielzahl deutscher Unternehmen in China unterstützte dieses Filmfestival –
Bayer, Continental, Gildemeister, Haniel sowie Viessmann und ZF. Sie alle spendeten Preise verschiedenster Form – und zum Glück ergab sich schlussendlich sogar die Möglichkeit, zwei (!) zweite Preise auszuloben – eine große Hilfe der Firma Gildemeister bei der schwierigen Entscheidung, die die Jury zu fällen hatte.
Aber neben all den Preisen ist es wohl entscheidender, dass die Studierenden ein Gespür für die Jobsuche entwickeln konnten, das allein mit Theorie nicht hergestellt werden kann. Sie wuchsen als Team zusammen, sie entdecken ihre kreativen und ihre Showbiz-Seiten, sie hatten eine Menge Fun, und als Belohnung – neben all den kleinen und nützlichen Preisen - bekamen sie eine gehörige Portion Selbstvertrauen.
Die Studenten haben nun konkrete Kontakte zu den Firmen, die wiederum nützliche Eindrücke der Ausbildung und der potenziellen Mitarbeiter sammeln konnten. Und der deutsch-chinesischen Sache wurde geholfen, indem ein wahrhaft cross-culture event mit viel Wettbewerbsgeist und Humor über die Bühne ging.
Da bleibt nur zu wünschen, dass solche Ereignisse häufiger zu sehen sind. Der vergnügliche Abend verknüpfte Spaß mit ernstem Anliegen, bot Augenschmaus sowie - dank der Firma Marquardt - Bratwurst und Glühwein (!), und brachte Studenten und Industrie enger zusammen. Viele Fliegen mit einer Klappe – die ja im Filmgeschäft immer geschlagen wird, bevor man ruft: “…and – ACTION!!!”
Anne Lersch (Continental) mit den stolzen Siegern und Juroren. Die Gewinner hatten einen Werbespot für Kostal gedreht.
Matthias Iben (DMG) bei der Verleihung des 2. Preises für gleich 2 Spots: Evonik und Festo.
Dr. Rolf Gall (ZF) überreichte den 3. Preis für den Werbefilm für Metro. Das Team konnte sich auch über den Publikumspreis freuen.
Es muss eines von diesen unvergesslichen Erlebnissen gewesen sein, die sich gleichzeitig durch große Ernsthaftigkeit und viel Spaß auszeichnen. Die 130 Teilnehmer hatten eine wichtige, lebensentscheidende Aufgabe, die sie mit Gewissenhaftigkeit, aber auch Humor, viel Gaudi und großem Fleiß bewältigten. Und das Ergebnis war ein wundervoller Abend, an dem ein Reigen bezaubernder Filme von einem begeisterten Publikum gefeiert wurde.
Es ging um eine Initiative, die den Ernst des Lebens mit dem Spaß der Kreativität verbinden sollte. Die Idee stammte von drei Damen, die die Deutsch-Chinesischen Ausbildungsinstitutionen an der Tongji-Universität und an der University of Shanghai for Science and Technology repräsentieren: Sabine Porsche, Projektleiterin am Deutschkolleg, Sabine Ihrig vom CDHK und Anna Choi vom Shanghai-Hamburg College – und da sie ihre Schützlinge früher oder später auf Jobsuche schicken müssen, hatten sie folgende Idee: -
Die Studenten müssen sich für ihre Vorstellungsgespräche bei den Firmen sorgfältig vorbereiten. Um die Firmen und deren Bedürfnisse so gut wie möglich kennen zu lernen, ist nichts hilfreicher, als sich einmal in die Rolle eines Filmemachers zu versetzen, der einen Werbespot für diese Firmen drehen soll. Dazu sind notwendig: eine sorgfältige, zielgerichtete Recherche, umfassende aber übersichtliche Informationen, eine fantasievolle, attraktive Mediengestaltung und intelligentes, unterhaltsames und – wenn möglich – witziges Entertainment.
Es war eine erfreuliche Überraschung zu sehen, wie sehr das den verschiedenen Gruppen gelungen ist. Insgesamt 24 Gruppen vom CDHK und vom Shanghai-Hamburg College beteiligten sich an dem Wettbewerb. Die Regeln sahen vor: - nicht länger als 3 Minuten, jedes Gruppenmitglied muss im Film sprechen (Deutsch natürlich!), und von den Firmen vorgefertigten Bildmaterialien dürfen nicht verwendet werden.
Für mich als “alter” Filmemacher und Medienspezialist war es eine besonders herausfordernde Aufgabe, in der Jury für die Preisentscheidung mitzumachen. Zwar gibt es die allgemein gültige Bemerkung von Orson Wells, “Jedermann kann Filme machen – und sein behinderter Schwager auch” – aber im Ernst: – es ist jedesmal eine Herausforderung, wenn Ingenieurs-, BWL- oder Sprachstudenten zu Filmemachern werden – und zwar nicht, weil sie vielleicht unbotmäßig die Grenzen der professionellen Eitelkeit überschreiten, sondern weil dies in der Regel immer erstaunlich frische und kreative Ideen ergibt, die den professionellen Filmemacher jedesmal zutiefst beeindrucken und mit Bewunderung – und, ach ja, etwas Selbstzweifel - zurücklassen. So auch hier – es sprühte von originellen Ideen und überraschenden Einfällen, und wäre die nötige Technik (und “Knete”) für eine professionelle Ausführung da gewesen, so wären alle Filme reif für die Cannes-Rolle (die im Cannes International Advertising Festival ausgezeichneten Werbe-Spots) gewesen. – Den Oscar der Academy in Hollywood zu verleihen, so unter “peers” und Gleichgesinnten, ist ein Leichtes verglichen mit der Verleihung dieser Preise an eine Gruppe talentierter “Unprofessioneller”, die verhältnismäßig weitaus Überragenderes leisteten - wie in diesem Fall.
Am Ende der Vorauswahl kamen sechs Filme zur Aufführung, eingeführt und vorgestellt von dem herb-süßen Conférencier-Paar Franziska ZHANG und ZHANG Jing, das es weder an Sarkasmen noch an Liebenswürdigkeiten fehlen ließ. Die Filme, selbstbewusst wie sie all waren, hantierten gekonnt (oder instinktiv?) mit Zitaten aus der großen Filmgeschichte. Medienreflektives Augenzwinkern zeugte von tiefem Verständnis des Mediums, einfallsreiche Effekte und Tricks ließen eine raffinierte Ironie erkennen, souveräne “ankermen” referierten jovial in die Kamera wie alte Profis – lauter professionelle Gesten. Gleich der erste Spot – für DHL – zeigte eine ungeschnittene Einstellung, in der alles durch On-Kommentare und in der Kulisse eingebaute Modelle vorgeführt wurde - gekonnt (fast) wie in “Russian Ark” von Alexander Sokurov. – Die metaphorisch inszenierten Lebensschicksale von vier jungen Männern, die schließlich bei Kostal endeten (“Kostal, ich komme!”), erinnerte an Stanley Kubrick’s “Full Metal Jacket “- oder doch eher an “Forest Gump”? Eine vollständig handgemachte – und auch mundgeblasene – Trickversion für Evonik – (alles wurde, mit viel Witz, im Bild auf einem Stück Papier kreiert, präsentiert – und wieder weggewischt) - umarmte die gesamte Geschichte des Tschechisch-Slovakischen Animatisonfilm der 60/70er Jahre. – Und, um noch ein Beispiel stellvertretend zu nennen, im Werbespot für METRO verkörperten die Macher zugleich – mit hohem darstellerischem Niveau – die Leistungsträger der Firma. Und das alles in weniger als drei (!) Minuten!
Eine Vielzahl deutscher Unternehmen in China unterstützte dieses Filmfestival –
Bayer, Continental, Gildemeister, Haniel sowie Viessmann und ZF. Sie alle spendeten Preise verschiedenster Form – und zum Glück ergab sich schlussendlich sogar die Möglichkeit, zwei (!) zweite Preise auszuloben – eine große Hilfe der Firma Gildemeister bei der schwierigen Entscheidung, die die Jury zu fällen hatte.
Aber neben all den Preisen ist es wohl entscheidender, dass die Studierenden ein Gespür für die Jobsuche entwickeln konnten, das allein mit Theorie nicht hergestellt werden kann. Sie wuchsen als Team zusammen, sie entdecken ihre kreativen und ihre Showbiz-Seiten, sie hatten eine Menge Fun, und als Belohnung – neben all den kleinen und nützlichen Preisen - bekamen sie eine gehörige Portion Selbstvertrauen.
Die Studenten haben nun konkrete Kontakte zu den Firmen, die wiederum nützliche Eindrücke der Ausbildung und der potenziellen Mitarbeiter sammeln konnten. Und der deutsch-chinesischen Sache wurde geholfen, indem ein wahrhaft cross-culture event mit viel Wettbewerbsgeist und Humor über die Bühne ging.
Da bleibt nur zu wünschen, dass solche Ereignisse häufiger zu sehen sind. Der vergnügliche Abend verknüpfte Spaß mit ernstem Anliegen, bot Augenschmaus sowie - dank der Firma Marquardt - Bratwurst und Glühwein (!), und brachte Studenten und Industrie enger zusammen. Viele Fliegen mit einer Klappe – die ja im Filmgeschäft immer geschlagen wird, bevor man ruft: “…and – ACTION!!!”
Anne Lersch (Continental) mit den stolzen Siegern und Juroren. Die Gewinner hatten einen Werbespot für Kostal gedreht.
Matthias Iben (DMG) bei der Verleihung des 2. Preises für gleich 2 Spots: Evonik und Festo.
Dr. Rolf Gall (ZF) überreichte den 3. Preis für den Werbefilm für Metro. Das Team konnte sich auch über den Publikumspreis freuen.