Zögerlich, aber neugierig drängt sich eine Gruppe Chinesen durch die Tür. Ein Blick auf den Projektor bestätigt, sie sind hier richtig. Im 4. Stock des Deutschkollegs der Tongji Universität findet an diesem Freitag das Gruppen-Speeddating statt. Zweimal im Jahr veranstalten die TU Darmstadt, das Deutschkolleg und der Deutsche Akademische Austauschdienst dieses Ereignis für deutschsprachige und chinesische Studierende.
Die Chinesen drängen sich an einen der zehn Gruppentische und die Veranstalter setzen sie prompt auseinander. Neue Leute kennenlernen, darum geht es ja schließlich. In den nächsten zwei Stunden treffen sie auf deutsche und österreichische Austauschstudierende. In diesem Jahr haben sich 40 Neulinge angemeldet. Sie kommen aus Darmstadt, Graz, Erlangen, Würzburg usw. und machen gerade ihren Bachelor, Master oder schreiben an ihrer Doktorarbeit. Alle sind in den letzten zwei Wochen in Shanghai angekommen und freuen sich darauf Studierende mit Ortskenntnissen kennenzulernen.
Schnell wird in den Gesprächen klar, dass die 40 Chinesen genauso bunt zusammengewürfelt sind wie die Deutschen. Auch sie kommen aus allen Gegenden Chinas und befinden sich in unterschiedlichen Phasen ihrer akademischen Bildung. Gemeinsam haben sie das Ziel, einmal in Deutschland zu studieren. Dafür lernen sie jedem Tag am Deutschkolleg Vokabeln, Grammatik und deutsche Kultur.
Auch die deutschen Studierenden möchten ihr exotisches Gastland verstehen lernen. Viele haben schon in Deutschland Chinesisch Kurse besucht und wenden begeistert das erste „Ni Hao“ in der Praxis an. Zwischen den kurzen Gesprächsrunden stolpern die Studierenden von Tisch zu Tisch, es bilden sich immer neue Gruppen und schnell löst sich jegliche Schüchternheit in Luft auf.
Nach zwei Stunden ist das interkulturelle Speeddating vorbei, doch schon am nächsten Montag drängt sich nachmittags eine Gruppe deutsche Studierende vor dem Eingang des Deutschkollegs. Ungeduldig sehen sie auf die Uhr. Ist endlich Unterrichtsschluss? Und dann kommen die Chinesen. Aus zwei Gruppen wird eine große Gruppe – das Speeddating geht weiter, auf der Straße, ganz inoffiziell.